Wo Gesundheit und Gastfreundschaft Hand in Hand gehen: das gelungene Beispiel einer heilenden und multidisziplinären Architektur in der Rehaklinik Zihlschlacht (4/4)
Über den Kunden
Michèle Bongetta kommt im Jahr 2000 im Rahmen ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau in die Rehaklinik Zihlschlacht, wo sie ihr viertes Ausbildungsjahr absolviert. Nur zwei Jahre später wird sie Abteilungsleiterin in der neurologischen Frührehabilitation. Seit 2015 ist sie als Geschäftsführerin in der Leitung der Rehaklinik Zihlschlacht tätig.
Die Klinik gehört zur Schweizer Vamed-Gruppe. Michèle Bongetta arbeitet gerne für ihren Arbeitgeber, der den Kliniken einen großen Handlungsspielraum lässt, um Projekte und Konzepte umzusetzen. Das ermöglicht den Kliniken, schnell Entscheidungen zu treffen und sich auf ihre Strategie zu konzentrieren.
Ein Neubau für internationale Patienten
Die Rehaklinik Zihlschlacht zieht schon seit Jahren sowohl nationale als auch internationale Privatpatienten an, was eine Chance für die Diversifizierung des Angebots der Einrichtung darstellt.
„Etwa 20 % unserer Patienten sind Schweizer Privatpatienten und internationale Patienten. Um den Anforderungen dieser Klientel gerecht zu werden, haben wir beschlossen, ein neues Gebäude zu errichten, und dort eine Rehaklinik mit Hotelcharakter zu gestalten,“ erklärt Michèle Bongetta.
Die Herausforderung bestand darin, die Erwartungen einer gehobenen Privatkundschaft mit den Einschränkungen einer Rehaklinik zu kombinieren – und das alles in einer Hotelatmosphäre.
Die Vorgabe: ein multidisziplinärer und leistungsstarker Neubau ohne Krankenhaus-Image
Für den Neubau hatte die Leitung der Rehaklinik Zihlschlacht drei wesentliche Kriterien vorgegeben:
- Die neue Privatklinik Oasis soll nicht aussehen wie eine Klinik.
- Sie soll multidisziplinär aufgestellt sein und ein breitgefächertes Angebot machen mit: Technologie und Robotik, medizinischer Betreuung und Rehabilitation sowie dem Komfort und der Gastlichkeit eines gehobenen Hotels.
- Der Neubau soll ein leistungsstarkes Gebäude werden.
Eine multidisziplinäre Architektur
Die Rehaklinik Zihlschlacht ist auf die neurologische Rehabilitation spezialisiert, mit den besten Technologien in diesem Bereich ausgestattet und verfügt über hochqualifizierte Teams aus Ärzten, Therapeuten und Pflegepersonal.
Sie ist auch das größte Zentrum für robotergestützte Therapie in Europa. Die in der Klinik Zihlschlacht angesiedelte „Stiftung Wissenschaftliche Basis der Neurorehabilitation“ verleiht dem Ganzen eine Forschungsbasierte Grundlage.
Bei der Architektur der Klinikgebäude legt die Geschäftsführerin Wert auf einen interdisziplinären und patientenorientierten Ansatz. „Im Jahr 2015 haben wir bereits ein neues Gebäude errichtet, wobei wir Erfahrungen sammeln konnten. Im Bereich der Rehabilitation ist es wichtig, die Anforderungen von Therapie, Pflege, Medizin und Patienten zu berücksichtigen. Alle Überlegungen und Maßnahmen werden dabei immer auf den Patienten ausgerichtet,“ erklärt Michèle Bongetta.
Obwohl beim Neubau eine hohe medizinische Spezialisierung und fachliche Expertise im Vordergrund stehen, wünschte sich Michèle Bongetta, dass dort eine einladende, freundliche und angenehme Atmosphäre herrscht, die ganz und gar nicht dem klassischen Krankenhaus-Image entspricht, und mit gemeinsam genutzten Bereichen, wie Restaurant und Park, die sozialen Kontakte gefördert werden.
Eine Klinik wie ein 4-Sterne-Hotel
Der Architekt Carlos Martinez weiß, dass beim Neubau der Privatklinik Oasis der Eindruck einer Klinik bewusst vermieden werden soll. Die Klinik soll ganz im Gegenteil Hotelcharakter haben und an ein 4-Sterne-Hotel erinnern.
Dafür verfügt der Neubau über geräumige und komfortable Zimmer, die alle denselben hohen Standard aufweisen. Alle Zimmer sind nach Süden ausgerichtet und bieten einen herrlichen Blick auf den Gipfel des Säntis und einen privaten Außenbereich.
Die Architektur besticht durch die breiten und geräumigen Flure und die Eleganz der Einrichtung der Aufenthaltsräume.
Um diesen Eindruck eines gehobenen Ambiente abzurunden bietet die Privatklinik Oasis eine Reihe verschiedener Hoteldienstleistungen mit einer herrlichen Terrasse und einem Restaurant.
Verbesserte Leistung durch Lean Management
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Planung war, dass der Anbau sich in das Gesamtbild einfügen und mit den anderen Gebäuden der Klinik verbunden und gleichzeitig von ihnen abgetrennt werden muss.
Für optimale logistische Abläufe und einen funktionalen und leistungsstarken Neubau müssen die verschiedenen Arbeitsbereiche der Klinik miteinander verbunden sein. Die Bereiche für Personal und Patienten müssen jedoch klar unterschieden und voneinander getrennt werden.
Die Aufteilung und modulare Gestaltung der Räume garantiert effizientere Abläufe, ohne dabei den Komfort der Patienten zu beeinträchtigen. Das entspricht auch dem Wunsch von Michèle Bongetta nach einer sinnvollen Raumaufteilung für ein effizientes Arbeiten.
„Das Gebäude muss im Alltag für das Personal und die Patienten optimal funktionieren. Es muss möglich sein, mit dem Gebäude zu arbeiten. Seine räumliche Aufteilung muss die Arbeitsprozesse erleichtern. Es geht darum, eine Symbiose zwischen funktionaler und ästhetischer Architektur zu schaffen,“ erklärt Carlos Martinez.
Eine patientenorientierte Architektur – das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit
Die Tradition der Schweizer Sanatorien: die Schatzalp von Davos
Das Sanatorium Schatzalp wurde 1900 eröffnet und erfreute sich bald großer Beliebtheit: Für ein kleines Vermögen rissen sich die Patienten um die Plätze. Das im Jugendstil erbaute und damals überaus moderne und luxuriöse Sanatorium war das fortschrittlichste seiner Art in der ganzen Region und das Leben im Sanatorium wurde von Thomas Mann in seinem Roman „Der Zauberberg“ beschrieben.
Initiiert und gegründet wurde das Sanatorium Schatzalp von William Jan Holsboer der zu damals als Visionär betrachtet wurde. Während seiner Wanderungen auf der Schatzalp spürt Holsboer ganz intuitiv die positive Energie des Ortes.
William Jan Holsboer war ein erfahrener, zielstrebiger und ambitionierter Unternehmer. Er zögerte keine Sekunde bei seinem Vorhaben, auf 1900 m über dem Meeresspiegel ein Sanatorium zu bauen, auch wenn die Architektur an die Besonderheiten des Geländes und der Umgebung angepasst werden musste.
Das Sanatorium Schatzalp galt als fortschrittlich und modern, vor allem durch die Stahlbetonkonstruktion und den Jugendstil, aber auch durch zahlreiche weitere Innovationen wie Flachdach, Fußbodenheizung, Aufzug, fortschrittliche Sanitärstandards, innovative technische Einrichtungen sowie Telefon- und Telegrafenanschluss. Die Zimmer führen alle über Stufen zu geräumigen Balkonen, wobei der Höhenunterschied für zwei zusätzliche Sonnenstunden auf dem Balkon sorgte.
Architektonisch entstand beim Bau des Sanatoriums ein ganz neuer Stil, der von den Architekten Otto Pfleghard und Max Haefeli kreiert wurde, indem sie verschiedene Stile miteinander verschmolzen ohne derer Identität aufzugeben.
Erst Jahre später konnte die Intuition von William Jan Holsboer, dass die Schatzalp ein ganz besonderer Ort ist, wissenschaftlich nachgewiesen werden. Mithilfe der Messmethoden von Alfred Bovis wurde festgestellt, dass die Schatzalp 26000 Bovis-Einheiten erreicht, ein Vierfaches der Mindesteinheit von 6500 Bovis-Einheiten um als energiespendend zu gelten.
Für den Architekten Carlos Martinez und sein Büro waren die Sanatorien und insbesondere die Schatzalp mit ihrer architektonischen und technologischen Innovation, ihrer harmonischen Einbindung in die Umgebung und ihrem Design eine Quelle der Inspiration für das Erweiterungsprojekt der Rehaklinik Zihlschlacht.
Carlos Martinez und sein Architekturbüro
Das Portfolio von Carlos Martinez
Die Erweiterung der Rehaklinik Zihlschlacht war für Carlos Martinez und sein Büro nicht das erste Projekt im Gesundheitsbereich. So umfasst sein Portfolio zum Beispiel die Klinik Bellavista, das Altersheim Geserhus oder das Altersheim Feldhof. Michèle Bongetta wurde allerdings durch ein ganz anderes Projekt auf den Architekten aufmerksam.
Im Hotel Sofitel in Wien fiel Michèle Bongetta die innovative und kreative Deckengestaltung ins Auge. Dadurch wurde ihr Interesse für das Fachwissen und das Know-how des Architekten geweckt, dessen Gesamtwerk sie sehr schätzt.
Diese Arbeiten von Carlos Martinez sowie seine Erfahrung auf dem Gebiet der heilenden Architektur waren ausschlaggebend für die fruchtbare und inspirierende Zusammenarbeit bei der Erweiterung der Zihlschlacht-Klinik. Der Name „Oasis“ war dabei Programm.
Die bisherigen Erfahrungen von Carlos Martinez mit Gesundheitseinrichtungen
Dank der Erfahrungen des Architekturbüros mit Gesundheitseinrichtungen erklärten sich Carlos Martinez und sein Team gerne bereit, an der Erweiterung der Rehaklinik Zihlschlacht mitzuwirken.
Unter den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen, die vom Architekturbüro entworfen wurden, sind laut Carlos Martinez zwei Projekte besonders hervorzuheben:
- Das Kurhaus Oberwaid
„Die anspruchsvolle Topografie der starken Hanglage, die Prämisse einen direkten Bezug von Lobby zum Kurpark zu schaffen und gleichzeitig ein Maximum an Tageslicht für alle Räume zu bieten, legten den Neubau des Kurhauses Oberwaid nahe.
„Daraus ergab sich ein Gebäude, dessen Form nicht zufällig an das Tau von Franz von Assisi erinnert – ein Verweis an die Lebensweise der Baldegger-Schwestern, die das alte Kurhaus bis 2008 geführt hatten. Die dynamische Form des Baukörpers greift die Symbolik des Schutzheiligen auf und erfüllt sie geschickt mit funktioneller und atmosphärischer Sinnhaftigkeit.“
„Im Haus geht es um den Menschen als Ganzes, um Körper, Geist und Seele. Dies findet in den drei Armen des Baukörpers seinen architektonischen Ausdruck. Das Gebäude entwickelt sich von einem zweigeschossigen Sockel, einer dazwischenliegenden schwarzen „Fuge“ und drei Gästezimmergeschossen in die Höhe. Die Mitte des Kurhauses bildet ein lichtdurchflutetes Atrium.“
- Augenklinik Bellavista (Dr. Stiegler)
„Für den Entwurf der Augenklinik wurde die Geschichtsträchtigkeit des Ortes in den Mittelpunkt gerückt, an dem 1403 in der Schlacht bei Vögelinsegg die Appenzeller ihre Unabhängigkeit erlangen konnten. Daraus wurde ein Volumen entwickelt, das sich felsenartig in den Hang einbettet und eine Reminiszenz an die Beständigkeit von damals darstellt.“
„Das Gebäude ragt geschickt an der Geländekante positioniert empor und öffnet sich im Norden Richtung Bodensee. Trotz der beachtlichen Größe nimmt es sich durch die dunkle Farbgebung bewusst zurück und folgt mit drei Knicken der Topographie des Hanges. Die Oberflächen des dunkel eingefärbten Sichtbetons sind gestockt, der steinartige Charakter wird dadurch verstärkt.
Die Massivität des Bauwerks entmaterialisiert sich im mittleren Teil durch ein horizontal verlaufendes Fensterband. In diesem Abschnitt befindet sich der gesamte Klinikbereich. Die Verglasung sorgt für eine rhythmische Strukturierung der Fassade und verleiht dem Gebäude eine klare Optik und eine gewisse Leichtigkeit. Durch raumhohe Fenster wird die Umgebung visuell ins Innere geholt und natürliche Lichtverhältnisse geschaffen. Per Knopfdruck kann die Verglasung elektronisch reguliert und – gerade bei empfindlichen Augen – ein Verdunkeln des Raumes ermöglichen.“
Die Privatklinik Oasis – eine beispielhafte Zusammenarbeit auf allen Ebenen
Eine bereichsübergreifende Baukommission, um den Anforderungen der Patienten gerecht zu werden
Bei der Planung der Privatklinik Oasis arbeitete das Architekturbüro Hand in Hand mit der Klinikleitung, den Ärzten und dem Klinikpersonal. Diese Zusammenarbeit auf mehreren Ebenen ist für Carlos Martinez für die Realisierung eines optimalen Gebäudes von entscheidender Bedeutung.
In öffentlichen Gebäuden und insbesondere in Gesundheitseinrichtungen ermöglicht eine optimale Koordinierung aller Bedürfnisse der künftigen Nutzer einen reibungslosen Ablauf des Arbeitstages. Die internen Prozesse und Leistung werden damit optimiert und dem Wunsch der Geschäftsführung nach Lean Management besser gerecht.
Generell beziehen Michèle Bongetta und die medizinischen Teams ihre Mitarbeiter in alle Projekte ein und ermöglichen so eine aktive Teilhabe an Entwicklungsprozessen. Dabei wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt. „Das bedeutet, dass das Pflegepersonal, die Therapeuten und die Ärzte eng zusammenarbeiten. Die Patienten werden außerdem in den Rehabilitationsprozess einbezogen. Das schafft ein „Zugehörigkeitsgefühl“ und macht die Arbeit abwechslungsreicher,“ erläutert die Geschäftsleiterin.
Diese Herangehensweise wurde auch beim Neubau der Klinik angewendet, wo sich laut Michèle Bongetta eine sehr partnerschaftliche und respektvolle Zusammenarbeit entwickelte.
In diesem Zusammenhang erwähnt Michèle Bongetta auch das Engagement des Pflege- und Verwaltungspersonals des Krankenhauses während der Bauphase: „Unser ärztlicher Leiter und ich haben dazu eine multidisziplinäre „Baukommission“ eingesetzt. Die Projektleitung der war in den Planungssitzungen involviert und das Fachpersonal wurde zu bestimmten Themen miteinbezogen, zum Beispiel die Orthoptik für die Beleuchtung und Lichtgestaltung, die Physiotherapie für die Gestaltung der Nasszellen oder die Hotellerie und das Küchenteam für das Restaurant. […] auch Patienten und Besucher wurden gebeten ein Musterzimmer und das Restaurant zu bewerten.“
Sich mit einem Musterzimmer in die Lage der Patienten versetzen
Im Musterzimmer testeten die Patienten die Höhe und Handhabbarkeit von Elementen und Möbeln und beurteilten Farben und Kontraste.
Die Fachkommission äußerte sich zu den technischen Aspekten. Experten aus dem Bereich der Orthoptik prüften zum Beispiel die Beschilderung und die Sichtbarkeit, während Physiotherapeuten sich auf die Einrichtung konzentrierten. In diesem Zusammenhang forderten die medizinischen Fachleute beispielsweise aus praktischen Gründen eine Flurbreite von 2,10 m, obwohl die SIA-Normen nur eine Standardbreite von 1,20 m vorgeben, was beim Bau auch berücksichtigt wurde.
Carlos Martinez bestätigt die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure auf mehreren Ebenen zum Beispiel bei:
- der Zusammenstellung wichtiger Informationen im Gespräch mit dem Arzt Dr. Daniel Zutter
- der Bedarfsanalyse, die von Michèle Bongetta in Rücksprache mit dem Pflegepersonal erstellt wurde
- den Gesprächen mit Jacques-André Künzli vom Verwaltungsrat der Klinik, Ramon Sprenger (Hotellerie) und Maurizio Colella (Sicherheitsbeauftragter)
„Die individuellen Bedürfnisse der Patienten wurden weitgehend berücksichtigt,“ so der Architekt. „Da Internationale aber auch heimische Patienten oft mit Angehörigen oder Hausangestellten reisen, können Einzelzimmer zusammengelegt werden. Die Aufenthaltsbereiche können unabhängig von den anderen Patientenzimmern zu einem großen Raum zusammengefasst werden.“
Eine Architektur für therapeutische Zwecke: von der Lage des Gebäudes bis zur Wahl der Materialien
Architektur im Einklang mit der Umgebung: zwischen Kontinuität und Innovation
Aus ästhetischer Sicht sollte sich der Neubau gut in die Umgebung einfügen aber aus technischen Gründen war eine Verbindung zwischen der neuen Privatklinik und den bereits bestehenden Gebäuden erforderlich. Es bestand also ein echter Bedarf an Kontinuität, während gleichzeitig die Unabhängigkeit des neuen Gebäudes und die Privatsphäre der Privatpatienten gewährleistet werden sollten.
Dazu erklärt Martinzez: „In südlicher Richtung bildet das neu errichtete Gebäude den Abschluss des Klinikgeländes. […] Entlang der Baulinie gesetzt, reagiert das Gebäude mit seiner charakteristischen geknickten Form und der weißen Klinkerfassade auf seine Umgebung und bildet den Abschluss des Klinikgefüges. […] Die Innen- und Außenräume gehen elegant ineinander über.“
Heilungsfördernde Architektur: Ein schützender Kokon und Ort der Begegnung
Wie in unserem Artikel über heilungsfördernde Architektur beschrieben, sind mehrere Komponenten wie Licht, Farbwahl und der Zugang zur Natur für eine gute Erholung und Heilung der Patienten von entscheidender Bedeutung.
Bei der Form des Gebäudes mussten gewisse bauliche Vorgaben berücksichtigt werden. Genauso wichtig war es jedoch auch, durch die Form eine sichere Umgebung für die Patienten zu schaffen und Begegnungen und sozialen Austausch zu fördern.
Deshalb hat das Architekturbüro zwischen dem bestehenden Gebäude und dem Neubau einen Zwischenbereich geschaffen, der einen abgegrenzten und geschützten Außenbereich darstellt.
„Durch das Gebäude in Form eines Halbmondes und das bereits bestehende benachbarte Gebäude entsteht ein klar abgegrenzter Außenbereich. Das schafft einen Ort, der den Patienten ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, an dem sie sich erholen und begegnen können.“ erläutert Martinez und fährt fort: „Ein zusätzliches kleines Restaurant dient den Patienten und ihren Angehörigen als sozialer Dreh- und Angelpunkt. […] Die Patienten können sich hier mit ihren Angehörigen auf ein Getränk treffen oder speisen.“
Die richtigen Möbel und Materialien für eine wohnliche und warme Atmosphäre
Carlos Martinez und sein Team sind sich bewusst, dass das Wohlbefinden des Patienten einen wesentlichen Einfluss auf seine Genesung hat. Daher verfolgten sie bei der Einrichtung den Ansatz, die Patientenzimmer wie ein Wohnzimmer zu gestalten. Die gewählten Möbel und Materialien verleihen den Patientenzimmern und Aufenthaltsräumen den wohnlichen Charakter eines Wohn- oder Hotelzimmers.
Was die Auswahl der Materialien und Möbel betrifft, so wurden warme Materialien bevorzugt. „Es wurden gezielt warme, helle und kontrastreiche Materialien eingesetzt. […] Das gewählte Holz (teilweise Holzimitat aus hygienischen Gründen) soll visuell zum Heilungsprozess und zum Wohlbefinden beitragen,” erklärt der Architekt.
Die Möbel sind nicht nur ästhetisch ansprechend und wohnlich, sondern selbst für Patienten mit Einschränkungen leicht zu handhaben.
Aufgrund der strengen Hygienevorschriften in Krankenhäusern konnte kein echtes Holz verwendet werden. So wurden die Wandflächen aus Holzfurnier gefertigt. Die Furniere wurden in Anlehnung an den Thurgau und den dort betriebenen Obstanbau ausgewählt. So entschied sich das Architekturbüro für die Holzart Pflaume. Hierfür wurden HPL-Schichtstoffplatten mit dem Holzfurnier Argolite 77TS tectr. und dem Holzfurnier Pflaume (Furnier) verwendet. Auf diese Weise fügt sich die Einrichtung der Rehaklinik Zihlschlacht harmonisch in die Umgebung ein.
Um die Räumlichkeiten noch gemütlicher und beruhigender wirken zu lassen, nutzt Carlos Martinez weitere Tricks und Materialien. So schafft er beispielsweise auf den Stationen farblich angepasste und verwendete robuste Acrovyn® Wandschutzplatten, die “an jeder Ecke gefaltet sind, um die Kanten vor Stößen zu schützen”.
Beispiele für den Einsatz von Acrovyn® Wandschutzplatten:
Licht und Heilungsprozess
Carlos Martinez beschreibt den Eingangsbereich der Privatklinik als eine zentral gelegene lichtdurchfluteteLobby, die als Orientierungspunkt und Ort der Begegnung dient. Das Licht und die Helligkeit wirken aufmunternd und sorgen bei Patienten und Besuchern schon beim Betreten der Privatklinik Oasis für ein Gefühl des Wohlbefindens.
Dieser Ansatz wurde auch auf alle anderen Räume angewendet, sodass alle Räume lichtdurchflutet sind und verschiedene Ein- bzw. Ausblicke ermöglichen, was sich nach Ansicht des Architekten positiv auf den Heilungsprozess auswirken kann. „Besonders die Lichtstimmung am Abend und am Morgen spielt eine wichtige Rolle, aber auch künstliches Licht wirkt sich auf das Wohlbefinden des Menschen aus,“ bestätigt Carlos Martinez.
Mehr Informationen zur Bedeutung von Licht in der heilenden Architektur und den anderen Vorteilen der heilenden Architektur für den Heilungsprozess finden Sie in unserem Artikel zum Thema.
Die Symbolik von Farben und deren Bedeutung für die Heilung
Bei einer heilungsfördernden Architektur spielen Farben eine entscheidende Rolle und wurden in der Privatklinik Oasis aufgrund ihres symbolischen Charakters zur Orientierung eingesetzt.
Für das Erdgeschoss wurde die Farbe Grün gewählt. „Grün ist die Farbe des Lebens und der Gesundheit und stellt einen Bezug und eine Verbindung zur Natur und Umwelt her. Die Farbe Grün repräsentiert den Boden und die Natur. Daher haben wir uns im Erdgeschoss (durch den direkten Kontakt zum Boden) für Grün entschieden,“ erklärt Carlos Martinez.
Im Obergeschoss stellt die Farbe Blau als Farbe der Entspannung einen Bezug zum Himmel her. Für alle oberen Stockwerke hat sich das Architekturbüro daher für Blau entschieden.
Für den Therapiebereich wählte der Architekt Orange, eine Farbe voller Energie und Freude, und für das Restaurant Weiß, die hellste, reinste, festlichste und neutralste Farbe.
Außerdem wurde in jedem der Zimmer ein Wandbereich an der Kopfseite des Patientenbetts mit der Farbe der entsprechenden Station und einem Profil versehen.
Schwerpunkt auf Natur und Säntis
Für Carlos Martinez waren der Blick auf die Natur und der Bezug zu dem für die Region so prägenden Gipfel des Säntis wichtige Anhaltspunkte. „Die Natur ist ein entscheidender Faktor für den Heilungsprozess eines Individuums. Dieser kann durch ein positives und naturnahes Umfeld beschleunigt werden,“ erläutert Carlos Martinez.
Ein gut organisierter und unsichtbarer Mikrokosmos und klar abgegrenzte Bereiche für die Privatsphäre der Patienten
Eine Klinik erfordert viel Logistik. In diesem Zusammenhang wünschte sich die Klinikleitung aus Gründen der Diskretion und des Komforts für die Patienten, dass Instandhaltung und Logistik im Neubau möglichst unbemerkt bleiben.
Dieser unsichtbare Mikrokosmos funktioniert mittels Räumklichkeiten im Kellergeschoss sowie einem System aus Verbindungsgängen, die seit der Gründung der Klinik (1949) bestehen. Die meisten Verbindungsgänge zwischen der Klinik und dem Neubau verlaufen im Kellergeschoss und dienen insbesondere dem Transport von Material, Wäsche, Lebensmitteln und der Entsorgung. Michèle Bongetta wünschte sich, dass diese Arbeitsabläufe des Personals im Hintergrund bleiben.
Gemäß dieser Vorgaben optimierte Carlos Martinez die Zugänge und Verbindungsgänge: „Der Zugang für Besucher und Personal wurde optimal an die Bedürfnisse der Klinik angepasst. […] Die Abläufe des Pflegepersonals und der Patienten finden unabhängig voneinander statt. […] Die für den funktionalen und operativen Betrieb erforderlichen Laufwege wurden weitestgehend abgetrennt, damit die Patienten das Personal so wenig wie möglich sehen. […] Die Verbindungsgänge (Passerellen) zu den bereits bestehenden Gebäuden der Klinik verlaufen für das Personal immer unterirdisch und für Gäste und Patienten oberirdisch.“
Zur Wahrung der Privatsphäre der Patienten und aus Gründen der Diskretion gibt es direkte Zugänge zu den Patientenzimmern. Die von Carlos Martinez eingerichteten unabhängigen Zugänge ermöglichen es den Besuchern, direkt von der Tiefgarage in die jeweiligen Privaträume zu gelangen. Die Patienten können von den bestehenden Klinikgebäuden über eine Passerelle die Lobby der Privatklinik Oasis erreichen und haben dort über das dreistöckige Atrium einen Überblick über die verschiedenen Bereiche der Klinik.
„Die Privatsphäre der Patienten war uns ein wichtiges Anliegen. Wir haben versucht, jedem Patienten einen kleinen privaten Außenbereich mit Blick auf den Gipfel des Säntis zu ermöglichen. […] Zu den bestehenden Gebäuden haben wir so viel Abstand wie möglich eingehalten, um die Privatsphäre der Patienten zu gewährleisten. Gemeinsame Aufenthaltsräume ergänzen auf harmonische Weise das Angebot an privaten Rückzugsmöglichkeiten im neuen Gebäude.“
Für eine gute Lesbarkeit und Orientierung
Die Bedeutung von Licht, Farben und Kontrasten
Farben sind durch ihre Symbolik und mittels einer einheitlichen sehr hilfreich für die Lesbarkeit eines Gebäudes. Außerdem dienen sie als Orientierungshilfe. „An markanten Stellen auf den Stationen (Theken und im Therapiebereich) wurden die Rückwände mit dem Synapsen-Design in der Farbe der jeweiligen Station gestaltet. Dadurch ist auf den ersten Blick erkennbar, wo sich die wichtigen Anlaufstellen im Gebäude befinden,“ verdeutlicht der Architekt.
„Da Patienten neurologisch bedingt häufig Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung haben, wurden kontrastreiche Farben und Materialien verwendet,“ ergänzt Carlos Martinez. Zur Unterstützung der Wahrnehmung und der Orientierung spielt der Architekt mit Kontrasten und kombiniert helle und dunkle Oberflächen miteinander. Als Beispiel nennt er die Holztheken im Eingangsbereich und in der Bar, die eine warme Atmosphäre schaffen und einen Kontrast zur Umgebung in Weiß bilden, während die weißen, abstrakt und kristallin gestalteten monolithischen Tresen auf der Station durch ihre Schlichtheit mit den Bildmotiven und den Holzwänden kontrastieren.
©Faruk Pinjo ©Moschetta Photography
Auch in den Fluren erleichtern die Kontraste zwischen den Bildmotiven und den Wandverkleidungen aus Holz die Orientierung und schaffen Bezugspunkte.
Für Patienten mit Sehbeeinträchtigung hat das Architekturbüro auf Kontraste im Bereich von Türen und Lichtschaltern geachtet.
Auch Licht spielt als Orientierungshilfe für Patienten und Besucher eine wesentliche Rolle. Deswegen hat der Architekt unter anderem Oberlichter vorgesehen, die für schöne Ausblicke sorgen und die Orientierung im Gebäude erleichtern. Die lichtdurchflutete Lobby sieht der Architekt als Orientierungspunkt und Treffpunkt. Außerdem wurde ein patientenfreundliches Beleuchtungskonzept mit indirekten Lichtquellen umgesetzt.
Bezüglich der Raumstruktur erklärt Carlos Martinez, dass das Gebäude so gestaltet wurde, dass keine zusätzliche Beschilderung erforderlich ist.
Eine einfache und schlichte Beschilderung
Die Zielsetzung für Carlos Martinez und sein Team war klar: „Das Gebäude sollte selbsterklärend gestaltet werden, damit man sich ohne aufwändige Beschilderung zurechtfindet. Die Patienten sollen sich ohne große Mühe im Gebäude orientieren können. Kontraste erleichtern die visuelle Wahrnehmung der Beschilderung und die farblich unterschiedlich gekennzeichneten Stockwerke helfen bei der Unterscheidung der verschiedenen Bereiche.“
Die Neurologie als roter Faden: künstlerische Umsetzung dank Acrovyn By Design®
Kunst ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der heilenden Architektur. Carlos Martinez bestätigt, dass sich Kunst positiv auf den Gemütszustand auswirken kann.
Einsatz des Synapsenmusters
Das künstlerische Motiv, das sich wie ein roter Faden durch die Privatklinik Oasis zieht, ist die Darstellung einer Gehirnsynapse. Ursprünglich sollte der komplette Neubau in Form eines Gehirns gestaltet werden. Letztendlich wurde nur das für das Fachgebiet der Klinik typische Motiv der Gehirnsynapse beibehalten. Die Idee kam dem Architekten im Gespräch mit dem Arzt Daniel Zutter.
„Die Motive wurden ausgehend von einem bei einer Computertomographie aufgenommenen Foto entwickelt. […] Sie sollen das Spezialgebiet der Klinik, nämlich die Behandlung von Menschen mit Hirn- und Nervenverletzungen, veranschaulichen und die Patienten auf ihrem Weg zurück in ihre gewohnte Umgebung und ihren Alltag begleiten und unterstützen,“ verdeutlicht Carlos Martinez.
Dazu wurde das Motiv vereinfacht und abstrahiert und anschließend in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Liliane Eberle künstlerisch überarbeitet.
Außerdem wurdein den Bildern das Motto der Klinik „Wir bringen Sie zurück zu den Dingen, die Sie lieben“ in den verschiedenen Sprachen der Patienten aufgegriffen,um den Leitsatz der Klinik für ihre internationale Zielgruppe in Erinnerung zu rufen.
Bedruckter Wandschutz mit Acrovyn® By Design
Nachdem das Motiv gefunden war, musste das Architekturbüro ein Material finden, das eine qualitativ hochwertige Reproduktion ermöglicht. Die Wahl fiel natürlich auf die individuell anpassbaren Wandschutzplatten Acrovyn by Design®. Sie ermöglichen eine originalgetreue und qualitativ hochwertige Reproduktion aller Arten von Bildern und Motiven durch hochauflösenden Digitaldruck.
Carlos Martinez fasst den Entstehungsprozess und die Auswahl der Materialien wie folgt zusammen: „Um die Flure aufzuwerten und ihnen nicht das Aussehen einer Klinik zu verleihen, kam schnell die Idee auf, sie mit Bildern bedrucken zu lassen. Wir haben nach Lösungen gesucht, die diesen Anforderungen gerecht werden. So sind wir auf den Acrovyn®-Wandschutz gekommen. […] Eine Unterteilung der Wand auf etwa einem Meter mit einem herkömmlichen Stoßschutz im unteren Teil der Wand kam nicht in Frage, da die Wand als komplette Einheit auf Raumhöhe gelesen werden sollte. Wir haben also nach Lösungen gesucht, die eine einheitliche Gestaltung der Wandflächen ermöglichen.“ Die Lösungen sollten außerdem stoßfest sein und hohe Hygienekriterien erfüllen. „Die Möglichkeit, raumhohe Wandpaneele komplett bedrucken und sogar in den Ecken fugenlos formen zu können, war ein wichtiges Kriterium, das die Paneele erfüllen.“
Acrovyn by Design® zeichnen sich dadurch aus, dass das Bild auf der Rückseite einer durchsichtigen Wandschutzplatte gedruckt wird und somit bei Stößen nicht beschädigt werden kann. Die Wandschutzplatte leitet den Stoß ab ohne das Bild auf der Rückseite zu erreichen.
Beispiele für die Verwendung von Acrovyn By Design mit verschiedenen Drucken:
Hohe Zufriedenheit bei Patienten, Management und Personal
Carlos Martinez und sein Büro kombinieren bei ihrer Arbeit im Wesentlichen ihre eigenen Erfahrungen mit den individuellen Bedürfnissen der Kunden zu maßgeschneiderten Lösungen. Dabei gilt für den Architekten und sein Team immer, dass jedes Gebäude einzigartig sein und für sich selbst stehen muss.
Für die Geschäftsleitung ist die Privatklinik Oasis ein großer Erfolg. Michèle Bongetta antwortet übrigens, dass sie, wenn sie das Erweiterungsprojekt noch einmal machen müsste, “genau das Gleiche” machen würde.
Das Architekturbüro kann dies nur bestätigen und zeigt sich auf architektonischer Seite mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Das positive Feedback von Klinikleitung, Bauherrn und den Angestellten ist der beste Beweis. Auch die Wahl der Materialien hat sich laut Architekturbüro als klug erwiesen.
Auch die Patienten und das Personal kommen zu einem identischen Urteil. Die multidisziplinäre und heilungsfördernde Architektur wirkt sich nicht nur positiv auf den Heilungsprozess und die Motivation der Patienten sondern auch auf die Leistung der Belegschaft aus.
Die Geschäftsleiterin der Rehaklinik Zihlschlacht spricht sogar von einer außerordentlich großen Zufriedenheit der Patienten, die vor allem die Bauweise, die Architektur und die Arbeit der Mitarbeiter sehr schätzen.
„Patienten und Besucher fühlen sich in der ruhigen und eleganten, aber dennoch lebendigen Umgebung sehr wohl, was sich sicherlich positiv auf den Heilungsprozess und die Motivation auswirkt. Die Einrichtung und die Großzügigkeit der Zimmer haben einen positiven Einfluss auf die Genesung,“ ergänzt Michèle Bongetta.
Auch das Pflegepersonal ist mit dem Neubau der Privatklinik Oasis zufrieden. „Die Fluktuationsrate ist sehr gering. Viele Mitarbeiter der bestehenden Klinik möchten in der neugebauten Privatklinik Oasis arbeiten,“ freut sich Michèle Bongetta, da die Atmosphäre der Privatklinik, die geräumigen Arbeitsbereiche, Rückzugsmöglichkeiten und Pausenräume auf jeder Etage werden besonders geschätzt werden.
vorne Hanspeter Schwald (Präsident des Verwaltungsrates der Rehabilitationsklinik Zihlsschlacht) und Michelle Bongetta (Direktorin der Klinik).
hinter Daniel Zutter (Ärztlicher Direktor), Carlos Martinez, Walter Troger (Vorstandsmitglied VAMED) Heidi Grau (Gemeindepräsidentin), Daniel Schmutz (CEO Helsana).
Für den Neubau der Rehaklinik kann also eine sehr positive Bilanz gezogen werden. Das ist besonders den klaren Vorgaben, der guten Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure und dem professionellen und aufmerksamem Architekturbüro zu verdanken. Zu guter Letzt ist aber auch die kluge Materialauswahl zu nennen, die mit ihrem unverwechselbaren Design und ihrem sensorischen Aspekt dem Neubau den letzten Schliff verleiht und als ein Mehrwert in Erinnerung bleibt.
Zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen auch unsere 3. Ausgabe von Heilende Architektur: Nutzen und Potential von Acrovyn®-Wandschutz in der heilenden Architektur.